Paläolithische Ernährung: Die häufigsten Gegenargumente

S.B. Eaton, L. Cordain und S. Lindeberg haben in einem 2001 veröffentlichten Paper (Evolutionary Health Promotion: A Consideration of Common Counterarguments) einige der häufigsten Argumente gegen die Vorteile einer paläolithischen Lebens- bzw. Ernährungsweise erläutert. Den englischen Originaltext könnt ihr u.a. hier finden.

Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

1. Lebenserwartung

Die Tatsache, dass unsere Vorfahren eine vergleichsweise niedrigere Lebenserwartung hatten, dient Kritikern als eines der Hauptargumente: Angesichts dessen, dass wir heute im Schnitt fast doppelt so alt werden, kann ihre Lebens- und Ernährungsweise doch nicht so vorteilhaft gewesen sein?

Dieses Vorurteil ist auf der falschen Annahme begründet, dass ein gesunder Lebensstil (obwohl er das Risiko für Übergewicht, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs sowie Diabetes senken kann) einen bedeutenden Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung einer Bevölkerung bewirken kann. Würde man alle bekannten Risikofaktoren für die neun meistverbreiteten chronischen Erkrankungen auf Null reduzieren, würde man einen Anstieg der Lebenserwartung um lediglich 4 Jahre bewirken. Das liegt v.a. daran, dass diese Erkrankungen normalerweise erst im höheren Alter zum Tode führen. Dagegen führt z.B. eine signifikant höhere Kindersterblichkeitsrate (wie es im Paläolithikum der Fall war) zu einer wesentlich niedrigeren Lebenserwartung.

Darüber hinaus ist es mithilfe von bestimmen Biomarkern (wie erhöhter Blutdruck, Insulinresistenz oder nichtobstruktive koronare Atherosklerose) möglich, das Risiko für bestimmte Erkrankungen, die erst später auftreten, bereits im Kindesalter zu bestimmen. Bei einschlägigen Untersuchungen war das Risiko bei Kindern und Heranwachsenden in Industrieländern stark erhöht, bei jenen in technologisch primitiven Naturvölkern dagegen kaum. Auch in Hinblick auf gemessene Muskelkraft sowie aerobe Kapazität waren Letztere im Vorteil. Jene Mitglieder noch existierender Jäger- und Sammlerkulturen, die ein hohes Alter erreichen, weisen keinerlei chronische degenerative Erkrankungen auf, wie es der Fall bei westlichen Kulturen ist, wo diese zu den häufigsten Todesursachen zählen.

Weiters muss man bedenken, dass die Lebenserwartung zivilisierter Gesellschaften seit dem Beginn der Neolithischen Revolution vor ca. 10.000 Jahren bis zum Ende des 18. Jahrhunderts so gut wie nie mehr als 25 Jahre betrug. Der Anstieg der Lebenserwartung, der in den Vergangenen Jahrhunderten stattgefunden hat, wird v.a. der besseren Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln seit der Industriellen Revolution (die Dank der sinkenden Preise sowie steigenden Pro-Kopf-Einkommen für die breite Bevölkerung leistbar wurden), steigender Lebensmittelsicherheit, besseren Hygienestandards (sauberes Wasser, bessere Abwasseranlagen) sowie medizinischer Versorgung, Immunisierung und sinkender Kindersterblichkeit zugeschrieben.

Fazit: Aus oben genannten Gründen ist der Faktor Lebenserwartung zur Beurteilung der gesundheitlichen Vorteile der Paleo-Ernährung nicht geeignet.

2. Genetische Veränderungen seit der Neolithischen Revolution

Obwohl relevante Veränderungen im menschlichen Erbgut in den letzten 10.000 Jahren nicht ausgeschlossen werden können, machen viele Faktoren (wachsende Bevölkerung, steigende Mobilität der Menschen und kulturelle Errungenschaften, die die Umweltvariabilität reduzieren) aus evolutionstheoretischer Sicht genetische Neubildungen in größerem Ausmaß unwahrscheinlich: Es wird im Gegenteil angenommen, dass die evolutionäre Entwicklung der Menschen verlangsamt verläuft. Führende Wissenschaftler aus den Bereichen der Genetik, Biologie, Paläoanthropologie und Evolutionstheorie stimmen überein, dass wir uns genetisch nur minimal von unseren paläolithischen Vorfahren unterscheiden.

Dafür spricht auch die Tatsache, dass sich Bevölkerungsgruppen, deren Vorfahren bis vor Kurzem als Jäger und Sammler gelebt haben (wie die Inuit, Kalahari San oder die Aborigines in Australien), genetisch nicht wesentlich von Kulturen unterscheiden, die schon seit Jahrtausenden Landwirtschaft betreiben. Mit Ausnahme von Laktose- und Glutentoleranz bei einer Minderheit der Weltbevölkerung scheint es keine wesentlichen Anpassungen gegeben zu haben, die der kulturellen, landwirtschaftlichen und industriellen Entwicklung der letzten 10.000 Jahren zuzuschreiben wären.

3. Keine einheitlichen Umweltbedingungen im Paläolithikum

Einige Kritiker weisen auf die Tatsache hin, dass die Lebensumstände unserer Vorfahren je nach Epoche und geographischer Lage variierten, und man somit kaum von einem einheitlichen Lebensstil sprechen oder Rückschlüsse auf die optimalste Ernährungsweise des Menschen ziehen könne.

In Wirklichkeit variierten die Umwelt- bzw. Lebensbedingungen jedoch nur minimal (im Gegensatz zum heutigen Lebensstil und Ernährung), wiesen jedoch viele relevante Gemeinsamkeiten auf: Als Nahrung diente stets die vorhandene Vegetation sowie wild lebende Tiere, die Menschen lebten in kleineren Gemeinschaften, die eher egalitär als hierarchisch strukturiert waren, auch in Hinsicht auf Reproduktion, Geburtsalter und -intervalle sowie Erziehung gab es wenige Unterschiede.

Diese essentiellen Informationen können sehr wohl als Grundlage für Forschungsarbeiten und evtl. gesundheitliche Empfehlungen dienen.

4. Die Anpassungsfähigkeit des Menschen

Die Fähigkeit der Menschen, unter verschiedenen Umweltbedingungen und Lebensumständen zu überleben, spielte zweifellos eine wichtige Rolle bei der Expansion unserer Vorfahren auf dem gesamten Planeten. Man könnte deshalb annehmen, dass sich die Menschen in den vergangenen Jahrtausenden und -hunderten auch an den westlichen Lebensstil einschließlich der heutigen Ernährungsweise angepasst haben.

Bis zu einem gewissen Grad stimmt das sicherlich auch, jedoch ist unsere physische und kulturelle Anpassungsfähigkeit nicht unbegrenzt: Lebende Organismen erreichen den bestmöglichen gesundheitlichen Zustand unter jenen Lebensbedingungen, für die sie genetisch konzipiert sind. Ab einem bestimmten Punkt muss damit gerechnet werden, dass die Adaptation an eine suboptimale bzw. „unnatürliche“ Umgebung gesundheitliche Einbußen mit sich bringen wird, wobei es mehrere Jahre oder Jahrzehnte dauern kann, bis die Auswirkungen bemerkbar werden: „Sauerstoffmangel führt binnen Minuten zum Tod, Skorbut entwickelt sich innerhalb mehrerer Monate unzureichender Vitamin-C-Zufuhr, und eine kalziumarme Ernährung führt gewöhnlich erst nach Jahrzehnten zu klinischer Osteoporose.“ 1

Die Zunahme chronischer degenerativer Erkrankungen könnte unter diesem Gesichtspunkt der Preis dafür sein, dass sich der Mensch in Hinblick auf Ernährung, Bewegung, Fortpflanzung sowie andere Faktoren von seiner ursprünglichen Lebensweise entfernt hat – in den vergangenen Jahrhunderten extremer denn je.

1 S.B. Eaton, L. Cordain, S. Lindeberg: Evolutionary Health Promotion: A Consideration of Common Counterarguments. 2001, S. 4.

 

Ein Gedanke zu “Paläolithische Ernährung: Die häufigsten Gegenargumente

  1. „Die Tatsache, dass unsere Vorfahren eine vergleichsweise niedrige Lebenserwartung hatten…“

    Gleich dieser erste Satz enthält einen kapitalen Denkfehler. Unser Vorfahren, hatten keine niedrigere Lebenserwartung! Es gibt keine Hinweise darauf, dass unsere Vorfahren nicht 80 oder gar 100 Jahre alt werden konnten. Im Gegenteil, sobald wir belastbare Zahlen über das Alter von Menschen zur Verfügung haben, sehen wir, dass in den vergangenen 2500 Jahren Menschen ohne weiteres 80 Jahre, und mehr, alt werden konnten. Über die Lebenserwartung vor zehntausend Jahren oder mehr, wissen wir so gut wie nichts. Es gibt aber keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass die Lebenserwartung irgendwann begann geringer zu werden. Was wir wissen ist, dass die durchschnittliche Lebenserwartung mit Beginn der Zivilisation dramatisch zu sinken begann. Sie ist direkt proportional mit der steigenden Arbeitsausbeutung der Menschen. Diese ist mit Beginn der Neolithischen Revolution dramatisch gestiegen. Gleichzeitig stieg der Hunger. Kein Wunder also wenn die Menschen nicht mehr alt werden konnten. Sie wurden systematisch ausgebeutet und starben so vorzeitig. Das die Menschen heute wieder durchschnittlich älter werden, ist allein der dramatischen Verringerung der Arbeitszeiten geschuldet. Dazu kommt eine bessere Ernährungsgrundlage. Hunger und Ausbeutung ist eine tödliche Verbindung. Immer dann, wenn Menschen nicht ausgebeutet werden und ausreichend Nahrung finden konnten, hatten sie auch eine Chance natürlich alt zu werden.
    Die bei „Rinderzüchtern“ bekannte hohe Sterblichkeitsrate bei Kindern, findet eine Ursache in der Verfütterung von Milch an Säuglinge. Diese wurden damit systematisch Vergiftet, bis die natürliche Selektion der Überlebenden eine Mutation gefunden hatte, die eine Laktose Verträglichkeit bewirkte! Diese ist nur bei „Rinderzüchtern“ zu finden!
    Es ist möglich, dass es eine geringfügig höhere Säuglingssterblichkeit im Paläolithikum gab. Diese wäre auch dadurch zu erklären, dass es keine Möglichkeit gab natürliche „Missgeburten“ künstlich am Leben zu erhalten. Wer nicht gesund war und voll Lebensfähig, wurde von den Regeln der Evolution wieder aus dem Verkehr gezogen. Das ist nur natürlich und dient dem Erhalt des Lebens. „Dummheit“ hat keine Überlebenschance. Wer sich nicht in die Gemeinschaft des Lebens einfügen kann, wird zwangläufig selektiert. So wird systematisch verhindert, dass parasitäres Leben entsteht, das nicht kooperieren kann. Mutierte Krebszellen sind zwangsläufig zum Aussterben verdammt. Asoziales, Egozentrisches Verhalten vernichtet sich zwangsläufig selbst. Demokratie ist ein Grundprinzip der Natur! Es zählt jede Stimme. Findet eine Bakterie den Weg in die Blutbahn, muss sie sich Bewähren, wie auch der befallene Körper, nur wer kooperiert wird Überleben. So wird das Leben immer wieder neu gestaltet. Das ist Evolution. Überlebender ist nicht der Mächtige! Sieger und Überlebender ist der, der auf Macht verzichten kann und kooperiert!
    Die Selektion der neolithischen Revolution hat zu erheblichen genetischen Veränderungen bei allen Haustieren geführt. Das Haustier Mensch ist davon nicht ausgenommen. So ist wie bei allen anderen Haustieren auch eine Schrumpfung des Gehirnvolumens deutlich nachweisbar. Extrem verzüchtete Haustiere haben ein nur noch halb so großes Gehirn wie ihre natürlichen Vorfahren. Alle Haustiere sind nachweislich Dümmer als ihre Vorfahren. Sie wurden systematisch Verblödet=Gezämt.
    Die systematisch selektierte Laktosetoleranz ist nur ein, erst seit wenigen Jahren, nachgewiesenes, Beispiel für gezielte ! (trotzdem unbewusst herbeigeführte) genetische Veränderung. Die Veränderung des Menschengehirnes durch systematische Selektion ist ein großes Tabu. Was wir allerdings sagen können, die Menschen sind mit Sicherheit nicht gleich! Sie sind ungleicher denn je. Die Ungleichheit ist durch systematische Selektion entstanden. Vermischung, wie sie vor der neolithischen Revolution normal und üblich war, wurde systematisch verhindert. „Rassen“ wurden systematisch durch Ausgrenzung=Selektion gezüchtet. Nur Rassisten müssen Vermischung fürchten. Das natürliche Leben, Evolution, ist eine fortwährende Neuvermischung!
    Es gibt keinen Zweifel, der Großteil der heutigen Tierwelt sind verzüchtete Haustiere, die in einer natürlichen Welt keinerlei Überlebenschance mehr haben! Sie brauchen den Zoo in den sie hinein gezüchtet wurden!
    Und das ist das große Problem vor dem wir stehen. Die Welt wird zunehmend von verzüchteten Haustieren beherrscht und terrorisiert! Haustiere sind zu einem friedlichen Nebeneinander mit der natürlichen Welt nicht in der Lage. Die künstliche Haustierwelt gründet auf Ausbeutung der natürlichen Welt. Wer wolle diese Ausbeutung leugnen! Sie ist überall deutlich zu sehen. Alle natürliche Welt wird seit zehntausend Jahren systematisch ausgebeutet und vernichtet. Das „Haustier“ ist der Todfeind allen natürlichen Lebens. Wir haben nur eine Chance der Apokalypse zu entkommen. Wir müssen aufhören, willig und gehorsam das Leben auszubeuten. Und wir müssen aufhören uns selbst willig und gehorsam wie Haustiere ausbeuten zu lassen. Sofort!

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